Impfung und Nebenwirkungen bei Gürtelrose
Die Impfung gegen Gürtelrose ist eine wirksame Maßnahme zur Vorbeugung dieser schmerzhaften Viruserkrankung. Die Impfung ist besonders empfehlenswert für Personen, die ein erhöhtes Risiko für Gürtelrose und deren Komplikationen haben, wie ältere Erwachsene und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Als Impfstoff gegen Gürtelrose gibt es Shingrix.
Impfstoff Shingrix
Shingrix ist ein Impfstoff, der zur Prävention von Gürtelrose (Herpes Zoster) und postherpetischer Neuralgie (PHN) entwickelt wurde. Der Impfstoff wurde von GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt und wird in vielen Ländern weltweit zur Verfügung gestellt. Shingrix wurde erstmals im Jahr 2017 zugelassen und ist eine Weiterentwicklung im Vergleich zu früheren Gürtelrose-Impfstoffen.
Der Shingrix-Impfstoff besteht aus spezifischen Antigenen des Varizella-Zoster-Virus (VZV), dem Erreger von Gürtelrose. Die Antigene werden in Kombination mit einem Adjuvans, einem Zusatzstoff, der die Immunantwort verstärkt, verabreicht. Durch diese Kombination wird das Immunsystem stimuliert, eine starke und anhaltende Immunität gegen das Virus aufzubauen.
Der Impfstoff wird als intramuskuläre Injektion verabreicht, üblicherweise in den Oberarm. Shingrix wird in Form von zwei Dosen im Abstand von zwei bis sechs Monaten verabreicht, um eine effektive Immunantwort zu gewährleisten.
Die Wirksamkeit von Shingrix ist hoch und hat gezeigt, dass der Impfstoff das Risiko einer Gürtelrose-Erkrankung um etwa 90% reduzieren kann. Selbst wenn es trotz Impfung zu einer Gürtelrose kommt, ist der Verlauf der Erkrankung in der Regel milder und das Risiko von Komplikationen wie postherpetischer Neuralgie (PHN) ist reduziert.
Shingrix hat sich als sicher erwiesen, und die meisten Nebenwirkungen sind mild und vorübergehend. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen. Schwere allergische Reaktionen auf den Impfstoff sind äußerst selten, können aber wie bei jedem Impfstoff auftreten.
Aufgrund seiner hohen Wirksamkeit und guten Verträglichkeit ist Shingrix in vielen Ländern als bevorzugte Gürtelrose-Impfung für ältere Erwachsene und Personen mit geschwächtem Immunsystem empfohlen. Personen, die bereits den älteren Gürtelrose-Impfstoff erhalten haben, können ebenfalls von einer Auffrischungsimpfung mit Shingrix profitieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Impfung gegen Gürtelrose mit Shingrix von einem Arzt verabreicht und empfohlen werden sollte. Vor der Impfung sollte der Arzt über alle bestehenden Gesundheitszustände und Medikamente informiert werden, um mögliche Risiken zu identifizieren und die bestmögliche Impfentscheidung zu treffen.
Guillain-Barré-Syndrom nach Shingrix®-Impfung
Das Paul-Ehrlich-Institut erhielt 19 Meldungen, die ein mögliches Guillain-Barré-Syndrom (eine neurologische Erkrankung, die Entzündungen im peripheren Nervensystem verursacht) nach der Shingrix®-Impfung vermuten ließen. Obwohl die aktuellen Daten keinen direkten Zusammenhang bestätigen, hat das PEI festgestellt, dass nach der Markteinführung bei Menschen über 65 Jahren innerhalb von 42 Tagen nach der Impfung ein "erhöhtes Risiko für das Guillain-Barré-Syndrom (etwa drei Fälle pro Million Dosen)" beobachtet wurde. Das PEI möchte in Zukunft speziell auf dieses Phänomen achten.
Die Impfung gegen Gürtelrose wird in der Regel gut vertragen. Die Mehrheit der Geimpften erfährt nur leichte bis mäßige Nebenwirkungen, die meist innerhalb weniger Tage abklingen. Dazu zählen unter anderem:
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Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle.
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Kopfschmerzen.
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Abgeschlagenheit.
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Schmerzen in den Muskeln.
Obwohl schwere Nebenwirkungen selten sind, können sie auftreten:
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Allergische Reaktionen: Solch starke Reaktionen treten sehr selten auf. Das medizinische Fachpersonal, welches den Impfstoff verabreicht, ist für solche Fälle geschult und kann rasch handeln.
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Gelenkschmerzen: Einige Menschen können temporäre Gelenkschmerzen erleben.
Es ist entscheidend zu unterstreichen, dass der Nutzen der Impfung normalerweise die potenziellen Nebenwirkungen übertrifft. Bei Fragen oder Bedenken zur Impfung sollten Sie sich an Ihren Arzt wenden. Letztlich bietet die Gürtelrose-Impfung einen effektiven Schutz vor der Krankheit und deren Folgekomplikationen, vor allem für Risikogruppen. Vor der Impfung sollte jedoch stets ein Arzt zur Beratung hinzugezogen werden, um persönliche gesundheitliche Aspekte und mögliche Gegenanzeigen zu klären.
Empfehlung & Wirkung
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat eine Zulassungsänderung des Alters für die Impfung mit Shingrix vorgenommen, die mit dem Vorliegen der deutschen Fachinformation auch für Deutschland gilt. Diese erlaubt die Nutzung von Shingrix bei Personen mit einem erhöhten Risiko für einen Herpes zoster bereits ab einem Alter von 18 Jahren.
Die Empfehlung der STIKO, Personen ab 50 Jahre, die aufgrund einer Grundkrankheit ein erhöhtes Risiko haben an Herpes zoster zu erkranken, mit dem Totimpfstoff zu impfen, bleibt vorerst bestehen. Vor einer möglichen Änderung der STIKO-Impfempfehlung für diese Indikationsgruppe muss die aktuelle Datenlage geprüft werden. Es müssen Daten zur Dauer des Impfschutzes und zum bestmöglichen Impfzeitpunkt ausgewertet werden. Außerdem muss bei einer Verschiebung in das jüngere Alter geklärt werden, ob eine Primärinfektion vorher durch Laboruntersuchung gesichert werden muss. Shingrix ist nach wie vor nicht zur Verhinderung der Varizellen zugelassen.
Die STIKO weist gleichzeitig darauf hin, dass bei Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz oder Immunsuppression das Risiko für einen Herpes zoster bzw. einen schweren Verlauf dieser Erkrankung besonders hoch ist. Allerdings ist die Wirksamkeit der Impfung in dieser Personengruppe von vielen individuellen Faktoren abhängig. Beim Vorliegen einer Immundefizienz oder Immunsuppression sollte die Impfung darum immer nur nach individueller Risiko-Nutzen- Abwägung erfolgen
Gehäuft Gürtelrose nach Coronaimpfung?
Von verschiedenen Impfungen ist bekannt, dass sie Varizella-Zoster-Viren reaktivieren können. Auch für die verschiedenen COVID-19-Vakzine gilt, dass geimpfte Personen ein erhöhtes Risiko für Herpes zoster haben, wie eine Datenbankanalyse zeigt.
Eine Reaktivierung von Varizella-Zoster-Viren (VZV) ist inzwischen für viele unterschiedliche Vakzine beschrieben worden, etwa gegen Gelbfieber, Influenza und Hepatitis. Auch bei COVID-19-Impfstoffen häufen sich die Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Herpes zoster. Ob und wie sehr dieses Risiko tatsächlich erhöht ist, haben deutsche Forschende anhand einer globalen Datenbank (TriNetX) analysiert, die Angaben zu über 250 Millionen Patient*innen aus 19 Ländern enthält.
Die Wissenschaftler*innen wählten die Daten von rund 1,1 Millionen Personen aus, die bis Ende November 2021 mindestens einmal mit einem Impfstoff gegen Corona immunisiert worden waren. Jedem Geimpften stellten sie einen Ungeimpften gegenüber, der zwischen 2019 und 2021 ärztliche Hilfe aufgesucht hatte und ähnliche demografische Angaben sowie vergleichbare Herpes-zoster-Risikofaktoren aufwies. Die Patient*innen waren im Schnitt 54 Jahre alt. Die Geimpften hatten zum größten Teil den Impfstoff von Biontech (89 %) bekommen, rund 10 % den von Moderna, die übrigen den von AstraZeneca.
Von den Geimpften entwickelten innerhalb von zwei Monaten nach der Impfung 2.204 Personen eine Gürtelrose, 1.223 der Ungeimpften erkrankten daran in den zwei Monaten nach dem Index-Arztbesuch. Daraus lässt sich eine Inzidenz von jeweils 0,20 % und 0,11 % bezogen auf zwei Monate berechnen. Danach ist das Herpes-zoster-Risiko in den ersten zwei Monaten nach einer Coronaimpfung fast verdoppelt.
Die Forschenden weisen allerdings darauf hin, dass nicht nur Impfungen, sondern auch Infektionen zu einer VZV-Reaktivierung führen können. Aus ihrer Sicht wäre es daher generell ratsam, Patient*innen mit einem hohen Risiko für Herpes zoster gegen Gürtelrose zu impfen.
Fazit: Innerhalb von zwei Monaten nach einer COVID-19-Impfung ist die Gürtelrose-Rate im Vergleich zu ungeimpften Personen fast verdoppelt. Absolut betrachtet liegt die Inzidenz mit 0,2 % aber nach wie vor sehr niedrig und steht in keinem Verhältnis zum Nutzen der Immunisierung.
Hertel M et al. Real-world evidence from over one-million COVID-19 vaccinations is consistent with reactivation of the varicella-zoster virus. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022;